Geschichte beeinflusst Außenpolitik: der Holocaust, Weltkriege und die syrische Flüchtlingskrise

Alexandra Steinkraus, University of Minnesota – Twin Cities

Die Frage nach der Repräsentation von Menschenrechten stellt sich weltweit grundsätzlich unterschiedlich in verschiedenen Kulturen und Staaten dar. Die aktuelle syrische Flüchtlingskrise ist ein wichtiges Thema für die ganze Welt. Die Haltung gegenüber Flüchtlingen ist in Österreich jedoch eine andere als in Deutschland. In Deutschland sind die Chancen auf eine Aufenthaltserlaubnis für Syrer gut. Die Anerkennungsquote im ersten Halbjahr 2015 war etwa 87 Prozent, während die Anerkennungsquote in Österreich im Jahr 2013 bei nur etwa 46 Prozent lag. In Deutschland erhalten Asylbewerber ein monatliches Taschengeld von 143 Euro; in Österreich erhalten Asylbewerber nur 40 Euro pro Monat (Hagen). Viele Faktoren beeinflussen nationale Flüchtlingspolitik. Man darf die unterschiedlichen wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen sowie Unterschiede  hinsichtlich Einwohnerzahl und Fläche nicht ignorieren, aber man muss auch die oft übersehene Geschichte der Menschenrechte in beiden Staaten verstehen. Die Zeitspanne nach dem Holocaust und dem Zweiten Weltkrieg ist in der modernen Menschenrechtsbewegung besonders wichtig. Der Holocaust und die Ereignisse während des Zweiten Weltkriegs waren ein Auslöser für die Schaffung der Vereinten Nationen, zu deren Aufgaben die Wahrung der internationalen Menschenrechtsstandards und die Bewältigung  internationaler Krisen wie die syrische Flüchtlingskrise zählen.

Die öffentliche Meinung hinsichtlich der Flüchtlingspolitik wird auch in der Innenpolitik in Deutschland und Österreich reflektiert. Beide Länder haben politischen Parteien im rechten Spektrum. Die Alternative für Deutschland (AfD) ist eine politische Partei in Deutschland, die als eine euroskeptische Partei gegründet wurde. In den letzten Jahren hat sich die Partei in ihrem Programm und ihrer Rhetorik zu einer Partei gegen Immigranten und Flüchtlingen entwickelt (Fuchs). Im November 2015 lagen die Umfragewerte der AfD bei neun Prozent (Hanschke). Zwar ist die Unterstützung der Partei in den letzten Monaten enorm gestiegen, insgesamt aber noch relativ gering. Allerdings konnte die Partei im März bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und vor allem in Sachsen-Anhalt sehr erfolgreich abschneiden. Die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) ist eine rechtspopulistische Partei mit Anti-Einwanderungsrhetorik. Der FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache will christlichen Migranten den Vorrang vor muslimischen Einwanderern geben. Die Partei will außerdem einen großen Zaun bauen, um den Zuzug von Migranten zu verhindern. Im September 2015 gab es Regionalwahlen in Österreich, und die Partei kam dabei auf 30,4 Prozent der Stimmen (Bader). Im Oktober trat Strache bei der Wahl für das Amt des Landhauptmanns von Wien an. Zwar verpasste er den Wahlsieg, gewann allerdings 31 Prozent der Stimmen (Schwarz-Goerlich). Rechte Parteien haben traditionell mehr Unterstützung in Österreich als Deutschland.  

Geschichte der Geopolitik und der Menschenrechte

Der erste Teil dieser Analyse widmet sich der Geschichte der Menschenrechte. Zuerst muss man die Bemühungen Deutschlands verstehen, eine humanitäre Leitfigur in der Welt zu werden. Zudem müssen die Bedingungen, die den Holocaust möglich gemacht haben, näher untersucht werden. Deutschland war vor dem Zweiten Weltkrieg und dem Aufstieg von Adolf Hitler sehr verwundbar. Nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg beinhalteten die Reparationsleistungen im Vertrag von Versailles im Jahre 1919 den Verlust großer Teile des Staatsgebiets in Europa, den Verlust der Überseekolonien und die Entmilitarisierung der Nation. In Artikel 231 des Vertrags von Versailles, gemeinhin als "Kriegsschuldklausel" (United States Holocaust Memorial Museum, „World War I: Treaties and Reparations“) bekannt, musste Deutschland die volle Verantwortung für alle Verluste und Schäden auf sich nehmen, die durch den Krieg verursacht worden waren und wurde außerdem zur Zahlung hoher Reparationen verpflichtet. Demnach war der Staat für Sachbeschädigung und Reparationszahlungen verantwortlich. In Deutschland gibt es eine Idee der Kollektivschuld (Roberts, Spencer). Diese Idee konzentriert sich darauf, den Staat als eine schuldige Einheit anstatt einzelne Täter zu betrachten. Diese Idee hat die Schaffung neuer Normen und eines Völkerrechts verhindert. Die Völkergemeinschaft hat mit Deutschland ein Exempel statuiert. Die neue deutsche demokratische Republik wurde von außen aufgezwungen und war bei der Bevölkerung unbeliebt. Der Vertrag von Versailles half nicht, neue internationale Normen zu bilden oder zu verinnerlichen. Der Vertrag von Versailles konzentrierte  sich auf Bestrafungen, nicht darauf, Gesetze zu verbessern oder die Völkergemeinschaft zu stärken. Er stellte nicht sicher, dass Gewalt wie die im Ersten Weltkrieg nie wieder geschehen würde.

Vielmehr verringerte er den gesellschaftlichen Zusammenhalt innerhalb Deutschlands. Die öffentliche Anprangerung der Nation als Ganzes schuf eine Plattform für Adolf Hitler; eine Plattform der Aufrüstung, der Rückeroberung verlorenen Gebiets, Remilitarisierung und Rückgewinnung des deutschen Stolzes und Nationalismus (United States Holocaust Memorial Museum, „World War I: Treaties and Reparations“). Österreich machte nach dem Ersten Weltkrieg nicht die gleichen Erfahrungen wie Deutschland. Diese Situation ist einer der Faktoren, die erklären, warum Österreich heutzutage nicht die gleichen humanitären Gesetze hat.

Ein Konflikt zwischen Österreich-Ungarn und Serbien war der Katalysator, der den Ersten Weltkrieg ins Rollen brachte. Durch ein komplexes System aus unterschiedlichen Allianzen nahm der Krieg seinen Lauf. Am 5. Juli 1915 hatte Kaiser Wilhelm II. aus Deutschland seine bedingungslose Unterstützung für Österreich-Ungarn erklärt. Ganz egal, welche Aktionen Österreich-Ungarn vornehmen würde, Kaiser Wilhelm II hatte dem großen Staat einen Blankoscheck ausgestellt. Diese 'Blankoscheck-Sicherung' diente als Katalysator für die Ausbreitung des Krieges in ganz Europa. Durch ihn wurde die Beteiligung von Russland erzwungen und durch die russischen Allianzen auch die Frankreichs und Großbritanniens. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Österreich-Ungarn in verschiedene Staaten aufgeteilt. Die Bildung der Republik Österreich war ein Teil des Vertrags von Versailles. Das moderne Österreich hat bis nach dem Ersten Weltkrieg nicht existiert, daher musste der Staat nicht die gleichen Kriegsentschädigungen wie Deutschland leisten. Österreich war nur auf dem Papier ein neuer Staat, weshalb es nach dem Krieg nicht in einer politisch und finanziell schwierigen Position war. Anders als Deutschland  musste Österreich keine Reparationen zahlen. Das moderne Österreich ist viermal kleiner als das moderne Deutschland. Deutschland ist mit 232 Einwohnern pro Quadratkilometer dichter besiedelt als Österreich, das eine Bevölkerungsdichte von 104 Einwohnern pro Quadratkilometer hat (World Bank Group). Durch den Mangel an verfügbarer Fläche reduziert sich die Zahl der Flüchtlinge, die  Österreich beherbergen kann.

Heute konzentrieren sich deutsche Medien in ihrer Arbeit über den Ersten Weltkrieg auf dessen Gedenken und Nachwirkungen. Heute ist Deutschland eine andere Nation. Im Jahre 2014 betrachtete sich der Bundespräsident Joachim Gauck als „the German who represents a different national today, and who remembers the various horrors that are associated with the German state“ (Wiegrefe). Entwicklung und Gedenken sind Schwerpunkte der deutschen Identität. Deutschland als eine Nation hat vor und nach dem Ersten Weltkrieg existiert, weshalb es eine lange Entwicklung der Verarbeitung gibt. 2014 war der hundertste Jahrestag des Anfangs des Ersten Weltkriegs, weshalb  es viele Gedenken in ganz Europa gab. Wegen des hundertsten Jahrestags gab es eine große Aufklärungsbewegung in allen europäischen Staaten. In Deutschland wurden 150 Bücher über die Untaten während des Ersten Weltkriegs veröffentlicht (Wiegrefe). In Österreich hingegen gibt es einen Mangel an öffentlichem Gedenken des Ersten Weltkriegs. Es gibt wenige veröffentlichte Bücher oder Kriegsdenkmäler, die des Ersten Weltkriegs gedenken.

Deutschland und Österreich waren vor und nach dem Zweiten Weltkrieg in verschiedenen geopolitischen Positionen. Wegen der Kollektivschuld war Deutschland in einer Position, Adolf Hitler zu wählen. Nach dem Zusammenbruch des Österreich-Ungarischen Reichs im Jahre 1918 und durch den Vertrag von Versailles erlitt Österreich Verluste von Territorium, Bevölkerung und nationalem Selbstbewusstsein. Nach dem Ersten Weltkrieg erfuhr Österreich eine Zeit der Wirtschaftsflaute, politischer Diktatur und Nazi-Propaganda. Am 12. März 1938 marschierten deutsche Truppen in Österreich ein. Es gab überwältige Unterstützung für den „Anschluss“ (United States Holocaust Memorial Museum, „Austria“). Viele hochrangige Nazi-Beamte waren Österreicher: Adolf Eichmann, Odilo Globocnik, Ernst Kaltenbrunner, sind nur einzelne Beispiele von vielen (Wistrich).

Österreichische Nazis waren keine Opfer. Österreich hat eine große Rolle im Holocaust gespielt. Vor 1939 war die anti-jüdische Stimmung in Österreich sogar größer als in Deutschland. Viele Österreicher, wie Adolf Eichmann, hatten die „Endlösung“ vor Augen  und halfen bei deren Durchführung (Wistrich). Im Konzentrationslager Mauthausen in der Nähe von Linz sind mehr als 150.000 Gefangene gestorben (Museum of Jewish Heritage). Obwohl Österreich große Verbrechen während des Holocaust begangen hat, war die Opfertheorie (Rathkolb) sehr gängig in Österreich. Viele Österreicher glaubten, Opfer von Hitler geworden zu sein. Hunderttausende echte Opfer wurden innerhalb der Grenzen von Österreich getötet, und viele Österreicher haben sich bereitwillig an Nazi-Verbrechen beteiligt. Es gibt ein großes Problem der Verantwortung und Rechenschaftspflicht in Österreich.

Die politische Theorie der „Demütigung“[1] kann zu erklären helfen, warum Deutschland motiviert wurde, eine weltweite Führungsposition im Bereich der Menschenrechte zu werden, die sich in der aktuellen Flüchtlingspolitik in Deutschland zeigt. Österreich hat nicht die gleiche Demütigung erlebt und ist heute nicht so progressiv in der Menschenrechtspolitik wie Deutschland. Demütigung ist ein Prozess des „de-respecting.“ Sie entfernt öffentlich die Basis für Selbstachtung in einer Wertegemeinschaft, die gemeinsame historische und kulturelle Standards hat (Saurette). Diese politische Theorie lässt sich direkt auf den deutschen Fall nach dem Holocaust anwenden. Nach dem Holocaust fanden die Nürnberger Prozesse statt. Diese Prozesse waren der erste Schritt, Achtung wieder zu erlangen, indem sie in Zusammenarbeit mit der Völkergemeinschaft durchgeführt wurden. Ein wesentlicher Standard für die Weltmächte ist, dass  grundlegende Menschenrechtsstandards aufrechterhalten werden. Deutschland hat seitdem seine Menschenrechtsbilanz verbessert. Die Völkergemeinschaft hat zudem auch Menschenrechtsnormen verbessert. Das beeinflusst Gedenken und aktuelle Gesetze und Prozesse.

Die Nürnberger Prozesse waren Militärtribunale nach dem Zweiten Weltkrieg, um Mitglieder des Nazi-Regimes zu verfolgen. Die Militärtribunale bildeten den Anfang, die Anerkennung Deutschlands in der internationalen Gemeinschaft wiederherzustellen. Diese Militärtribunale haben Langzeitwirkung wie Rahmenrichtlinien, zum Beispiel für die Definition von Kriegsverbrechen geschaffen. Die Prinzipien sind nicht als verbindliches Recht vorgeschrieben. Sie sind Gewohnheitsrecht, das heißt, sie sind in vielen Dokumenten und Beispielen für verbindliche Gesetze enthalten, aber sie selbst sind nicht kodifiziert (Wexler). Diese Militärtribunale waren öffentlich, dadurch verfolgte Deutschland Nazi-Verbrecher vor der Öffentlichkeit der Völkergemeinschaft und bewies seine Verpflichtung zu Menschenrechten. Die Nürnberger Prozesse stehen in krassem Gegensatz zu den Kriegsreparationen, die Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg bezahlen musste. Sie konzentrierten sich auf individuelle Schuld durch Verfolgung von Personen statt eines ganzen Staates. Diese Art von Prozess hat im Staat Österreich, unabhängig von Deutschland, noch nie existiert. Offiziell hat Nazi-Deutschland Österreich annektiert. Die Untaten in Österreich und von Österreichern wurden technisch gesehen also von Nazi-Deutschland begangen. Das Land Österreich war ein Opfer des Eroberungskriegs, deshalb gibt es kein starkes nationales Gedächtnis über den Holocaust. Dieses starke nationale Gedächtnis motiviert allerdings Deutschland, die Vergangenheit nicht wiederholen zu lassen und die Schuldigen zu verfolgen.

Gedächtnis und Gedenken

Filme über den Holocaust befassen sich oft mit Themen wie Gedächtnis und Rechenschaftspflicht. Sie beeinflussen öffentliche Meinungen und tägliche Rhetorik der Untaten. Deutschland hat die Geschichte des Holocaust ins Staatsgedächtnis übernommen und hat sich weiter den Menschenrechten verpflichtet. Österreich hat nicht die gleiche Art von nationalem und öffentlichem Gedächtnis über den Holocaust wie Deutschland. Vergangene Gesetze und Normen beeinflussen aktuelle Gesetze und Normen. Der Dokumentarfilm „...dann bin ich ja ein Mörder“ ist ein Beispiel der Mediendarstellung durch Film. Der Film handelt von SS-Junior-Gruppenführer Adolf Storms, der nie zur Rechenschaft für Nazi-Verbrechen gezogen wurde, die er während des Holocaust begangen hat. Storm war einer der mutmaßlichen Täter im Massaker von Deutsch Schützen im Jahre 1945 in Österreich, bei dem etwa sechzig jüdische Zwangsarbeiter getötet wurden. Im Jahre 2009 wurde Storms angeklagt, aber er ist vor der Verhandlung gestorben. Diese Prozesse sind ein relativ neues Phänomen in Österreich. Die österreichische Regierung spürt keine ehemaligen Nazis auf und verfolgt sie. Das passiert viel häufiger und aktiver in Deutschland. Im Juli 2015 wurde beispielsweise der ehemalige SS-Soldat Oskar Grönig, jetzt 94 Jahre alt, zu vier Jahren im Gefängnis für NS-Verbrechen verurteilt (Smale). Das zeigt, wie stark die deutsche Schuld ist und dass NS-Verbrechen immer noch ein Teil der deutschen Identität sind. Deutschland übernimmt noch immer Verantwortung und zieht Täter zur Rechenschaft.

In vielen Gesprächen im Dokumentarfilm „dann bin ich ja ein Mörder“ (Manoshek) hat Adolf Storms behauptet, vergessen zu haben. Diese Situation mit Storms repräsentiert die allgemeine Situation in Österreich und Deutschland. Beide Staaten haben Gesetze gegen die Leugnung des Holocaust (Weber), aber es gibt ein großes öffentliches Gedächtnis in Deutschland, während es in Österreich nicht so viele Gedenkstätten gibt. Der österreichische Holocaust-Gedenkdienst ist eine Alternative zum obligatorischen Militärdienst (Phillips). Er ist allerdings nicht obligatorisch, sondern nur eine Alternative. Es gibt auch nur eine Gedenkstätte: die Gedenkstätte im ehemaligen Konzentrationslager Mauthausen. In Deutschland gibt es sieben Gedenkstätten und auch Museen und Archive (Phillips).    

Moderne Flüchtlingskrisen sind wichtige Indikatoren über Menschenrechtsstandards und politische Positionen in Staaten und die Nachwirkungen des Holocaust beeinflusst diese Angelegenheiten noch immer sehr stark. Im Jahr 1938 diente die Konferenz von Evian als Plattform für die Adressierung der Flüchtlingsprobleme Deutschlands (United States Holocaust Memorial Museum, „The Evian Conference“). 29 Staaten drückten ihre Sympathien für Flüchtlinge aus Nazi-Deutschland aus, aber kein Staat war bereit und in der Lage, die Zahl der aufzunehmenden Flüchtlinge zu erhöhen. Diese Staaten haben aus Staatsinteresse und nicht mit humanitären Ideen im Hinterkopf gehandelt. Viele Staaten arbeiten immer noch unter diesen Prinzipien.  

Die Nürnberger Prozesse hatten politische Ziele wie die Abschreckung zukünftiger Aggressoren, die Delegitimierung des NS-Staates und dessen Institutionen und die Demokratisierung Deutschlands. Die Aufklärung der deutschen Bevölkerung über das Ausmaß der Verbrechen, die in ihrem Namen begangen worden waren, war ein weiteres Ziel dieser Prozesse (Cohen 2-3). In Österreich haben sich Lehren über den Holocaust hauptsächlich auf den Nationalsozialismus konzentriert. Holocaust-Erinnerung und Bildung zu diesem Thema haben in Österreich später als in Deutschland angefangen (Bastel, Matzka, und Miklas). In Österreich gibt es einen Versuch, sich von Nazi-Deutschland abzugrenzen. Im Jahre 2014 enthüllte Österreich ein Denkmal für Fahnenflüchtige im Zweiten Weltkrieg. Das Denkmal erkennt diejenigen an, die aus der Wehrmacht desertierten (Bell). Es ist sehr umstritten, aber repräsentativ für österreichisches Gedenken.

Aktuelle internationale Menschenrechtspolitik

Die moderne Menschenrechtsbewegung verläuft parallel zu der Auflösung des Völkerbunds und der Schaffung der Vereinten Nationen. Der Völkerbund war nach dem Ersten Weltkrieg geschaffen worden, um eine Plattform für die Lösung internationaler Konflikte zu schaffen. Die Idee stammte vom US-Präsidenten Woodrow Wilson, obwohl die USA (und andere Hauptakteure in der Völkergemeinschaft) nie ein Mitglied des Völkerbunds wurden. Weil der Völkerbund als ein Körper handelte, gab es keine Gegenstimmen. Diese Praxis machte ihn weitgehend wirkungslos. Diese Situation zeigt, dass das Handeln des Völkerbunds nicht die ganze Völkergemeinschaft repräsentierte. Da der Völkerbund keine echte Stimmung der Völkergemeinschaft evozieren konnte, reduzierte sich so die Macht des Völkerbunds. Zudem gab es ein Fehlen von Verantwortung wegen dieser Fehler. Die Handlungen von Deutschland vor und während des Zweiten Weltkriegs stellen die Fehler des Völkerbunds dar und im Jahre 1945 wurden daher die Vereinten Nationen gegründet (U.S. State Department Office oft he Historian). Die Vereinten Nationen waren eine effektivere Form der internationalen Regierung. 193 Staaten sind Mitgliedstaaten und eine 2/3-Mehrheit der Stimmen des Sicherheitsrates ist notwendig, um zu handeln, solange kein P5-Staat (USA, Großbritannien, Russland, China, Frankreich) von seinem Vetorecht Gebrauch macht.

Eine der größten aktuellen internationalen Krisen ist die syrische Flüchtlingskrise. Ein aktuelles Beispiel dafür ist Ungarn. Im September 2015 schloss Ungarn seine Grenzen für syrische Flüchtlinge (Steinbuch). Ungarn hat außerdem seine Gesetze gegen Flüchtlinge verstärkt. In den wenigen Tagen nach dem Schließen der Grenzen verhaftete die Regierung 288 Flüchtlinge. 174 Flüchtlinge wurden dafür verhaftet, den Zaun beschädigt zu haben; 114 Flüchtlinge dafür, die Grenze überquert zu haben (Steinbuch). Diese Situation ist sehr bedauerlich für die Völkergemeinschaft, aber nicht unüblich. Deutschland hat die Politik gegenüber Flüchtlingen verbessert.

Traiskirchen ist ein großes Flüchtlingslager in Österreich. Es ist ähnlich wie andere Flüchtlingslager in ganz Europa. Heute leben etwa 60.747 Flüchtlinge in Österreich (UNHCR) und zehntausende Flüchtlinge kommen immer noch an. In Traiskirchen herrschen unmenschliche Bedingungen. Es gibt ungenügende medizinische Fürsorge, überfüllte Unterkünfte und unhygienische Bedingungen. Vielfach kommt es zu Diebstählen. Das Flüchtlingslager erlaubt keine Nachrichtenmedien. Österreiche Bürger und Bürgerinnen sind sehr einladend und gütig, aber die Bemühungen der Regierung können den Flüchtlingen nicht helfen. Ein syrischer Flüchtling, Mohammad Malaki, hat über die Situation gesagt, „If the situation continues like this, we’ll either try to make it to Germany, because we hear it’s better, or we’ll go back to Syria“ (Ernst).

Die deutsche Bundeskanzlerin, Angela Merkel, hat versprochen 500.000 Flüchtlinge aufzunehmen (Dewast, Chaturvedi). Deutschland hat diese Zahl schon überschritten. Ende 2015 hatte Deutschland schon 800.000 Flüchtlinge akzeptiert (Bruton). Die meisten Deutschen begrüßen die Flüchtlinge. Der deutsche Fernsehsender ARD hatte eine Meinungsumfrage im September 2015 beauftragt. Nur 38 Prozent der Menschen, die gefragt über Flüchtlinge wurden, hatten geantwortet: „Es macht mir Angst, dass so viele Flüchtlinge zu uns kommen.“ Die gleichen Leute wurden auch über ihre Bereitschaft zu persönlichem Engagement für Flüchtlinge gefragt. 88 Prozent haben gesagt, sie hätten Kleidung oder Geld gespendet (Ehni). So haben zum Beispiel deutsche Bürger und Bürgerinnen im Sinne der Willkommenskultur eine App entwickelt. Diese App „Welcome to Germany“ hilft mit dem Übergang zu einem Leben in Deutschland. Die App ist auf Deutsch, Englisch und Arabisch erhältlich. Sie beantwortet Fragen wie „Wo kann ich Deutsch lernen?“ „Wen kann ich anrufen, wenn ich Hilfe brauche?“ „Wie kann ich einen Asylantrag stellen?“ „Welche Dokumente muss ich mitbringen?“ usw. Die App auch hat Informationen über deutsche Gesetze, Essen und Kultur (Euro News).

Auch die Vereinten Nationen haben eine wichtige Rolle in der syrischen Flüchtlingskrise gespielt. Sie veröffentlichen aktualisierte Daten über die Krise (UNHCR). Der UN-Flüchtlingskommissar (UNHCR) stellt grundlegende und notwendige humanitäre Hilfe für syrische Flüchtlinge bereit. Er stellt Geld für Medikamente und Lebensmittel, Öfen und Brennstoff für Heizung, Dämmung für Zelte, Decke und Winterkleidung bereit (UNHCR, United Nations High Commissioner for Refugees). Es gibt auch eine Sonderbeauftragte für Flüchtlingsaspekte (USA for UNHCR). Die Sonderbeauftragte verteidigt Flüchtlinge und sammelt für sie Geld.           

Menschenrechtsnormen ändern sich durchgehend über Zeitspannen. Sie verändern sich durch Reaktionen auf Verbrechen und internationale politische Spannungen. Die Zeitspanne nach dem Holocaust war für die Entwicklung der Übergangsjustiz und die Stärkung der internationalen Völkergemeinschaft sehr wichtig. Geschichte und Erinnerung an historische Untaten wie dem Ersten und Zweiten Weltkrieg beeinflussen aktuelle Politik und Strategien ebenso wie Unterschiede in der Wirtschaftleistung, der Innenpolitik und sozialen und wirtschaftlichen Faktoren, usw. Die Vereinten Nationen fördern Transparenz und progressive Menschenrechtspolitik. Deutschland hält die Standards der Menschenrechte ein, die die Vereinten Nationen fordern. Andere Länder wie Ungarn und Österreich haben Flüchtlingen nicht im gleichen Maße wie Deutschland geholfen, aber Transparenz und Übergangsjustiz, Normen, die nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden waren, verbessern die Fähigkeit der internationalen Gemeinschaft, auf internationale Krisen zu reagieren und Untaten zu verhindern. 

[1] (ein politikwissenschaftlicher Begriff) Der Begriff bedeutet, die Grundlage der Achtung zu entfernen.

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